Der Clown


[Die folgenden Worte flossen aus mir, als ich mich selbst für einen Tag als Live-Artist, als Maler und Schreiber, motivieren wollte. Ich war unmotiviert, weil ich nicht wusste, was ich zu sagen habe. Danach war ich motiviert, weil ich wusste was ich zu sagen habe. Und ich sagte Folgendes:]


Soll ich da heute überhaupt hingehen? Ich will kein Kasperl zur reinen Unterhaltung sein. Ich bin doch Künstler. Höchstens als Clown könnte ich mir mich noch vorstellen, als trauriger vielleicht.

– Tu einfach malen, großer Giuacumo.

– Und ich will einfach malen. Und schreiben.

– Manege frei für den großen Andy Schweigard.
Ist es ein Zeichen von dissoziativer Persönlichkeitsstörung (oder so), wenn ich von mir selbst in der dritten Person rede und schreibe?
. oder bin ich einfach reflektiert?
. oder einfach ein Clown?

– Wir alle sind Clowns, das Leben, die Welt, ist die Manege. Wir können nicht, nicht Clown sein… ohne uns selbst zu verraten.

– Jesus war der größte Clown von allen. Er wusste, dass seine Vorstellung noch  ein paar tausend Jahre nachhallen würde. Er wusste, dass seine Worte tausendmal verfälscht und fehlinterpretiert werden würden. Er wusste, dass selbst im größten Bemühen und mit größter Sorgfalt vorgehende Menschen seine Lehre nicht würden wahrhaft verbreiten können. Er wusste es und lacht sich heute noch jeden Tag im Himmel darüber ins Fäustchen.
Doch eines hinterlies er uns wirklich. Er zeigte uns einen Weg auf, den Weg mit Herz, den Weg des Clowns.

– Wenn ich schreibe, dann bin ich nicht ich selbst. Und doch bin ich dabei viel mehr ich selbst als sonst.

– Zurück zum Clown…
Wie hätte ich jemals meine Schulzeit oder mein Studium überstanden ohne Clown zu sein?
Der Klassenclown ist die schlimmste Bedrohung für den Lehrer, deshalb verunglimpft die Lehrperson ihn auch so oft wie möglich.

– Ich war nicht der laute Klassenclown. Aber ich wusste wie ich mir meinen Spaß verschaffe. die anderen Clowns liesen sich leicht animieren.
Ob diese jetzt ihren antifaschistischen Protest zum Ausdruck brachten oder andere dämliche Parolen zum Besten gaben, war mir dabei relativ egal. Hauptsache ein bunter Kontrast zum grauen Alltag. Und der Clown lacht dämlich über seine eigene Vorstellung.

-Wenn dir alles zu Kopf steigt, dann bring es zurück auf den Punkt, zu dem was es wirklich ist:
Ein köstlicher Witz Gottes, ein kosmischer Furz.
Die Realität gleitet aus den Händen, so wie der Sand die Sanduhr herunterrieselt.
Alles dient dem Clown als Munition.
Nur vor der Unendlichkeit streckt er seine Waffen.

– Ich habe keinen Bock mehr und ich schreibe darüber.
Ich bin mein eigener kosmischer Witz und lache mir darüber ins Fäustchen.

– Ich will Obszönitäten an die Wand malen und nicht hinschreiben, dass sich alle lieb haben sollen.
Im Angesicht eines obszönen Abbilds haben sich alle lieb.
Haben nicht alle guten Gemälde etwas Obszönes?
Die Natur ist die reinste Obszönität an sich. Deshalb versuchen wir uns vor ihr zu verriegeln. Warum geben wir uns soviel Mühe uns selbst ständig zu beweisen, dass wir keine Tiere sind? Warum tragen wir es nicht einfach offen zu Schau, dass wir eigentlich einfach nur futtern, bumsen, raufen und unsere Leiber schütteln wollen. Und solche Sachen. Oder ein bisschen kuscheln und einen Sonnenuntergang genießen.
Nein, wir schreiben akademische Abschlussarbeiten sind mächtig stolz auf uns und wenn wir nicht ganz töricht sind und sofort danach mit dem Arbeiten beginnen, dann sind wir nach ein paar Wochen Urlaub vielleicht so sehr vom akademischen Hirnfick erholt, dass wir mal wieder einen Sonnenuntergang richtig genießen können. Oder ein wunderbares Essen oder eine nice Liebesnacht.
Das sehen wir dann als Zeichen, dass wir wieder bereit sind uns in die Tretmühle zu begeben und fleißig zu schuften, bis das Essen nicht mehr schmeckt und die Sonnenuntergänge nur noch nerven, weil sie dich im Feierabendverkehr blenden.

Über dieses Schauspiel müssen sich Jesus und sein Vater im Himmel täglich aufs Neue vor Lachen bepissen. Wie geil ist das denn?! Das perfekte Schauspiel der Torheit.
Wir alle sind auf Jesus Wegen. Und wenn wir ein bisschen wie er sein wollen, dann lachen wir uns darüber ins Fäustchen.

AS, 21.10.2018